Dr. Claudia Henneberg vom 06.08.2013

Der Gruppenabend mit Dr. med. Claudia Henneberg, Fachärztin für Anästhesiologie und Spezielle Schmerztherapie, war in 2 Teile geteilt. Zuerst ging Frau Dr. Henneberg auf die allgemeinen Themen zur Schmerztherapie ein. Dafür hatte sie für uns einen Vortrag vorbereitet in dem sie auf die Bedeutung und Möglichkeiten der speziellen Schmerztherapie einging.

Dabei ging es u.a. um die Klärung rund um den Schmerz:

•    Wo tut es weh?
•    Wie ist die Schmerzstärke?
•    Gibt es eine Schmerzursache?

Auch die generelle Warnfunktion des Schmerzes wurde beleuchtet. Dabei machte Frau Dr. Henneberg auch deutlich, dass hier die Klärung der Schmerzursache eine große Bedeutung hat. Nur wenn klar ist, wodurch der Schmerz ausgelöst wird / wurde, kann auch geklärt werden, um welche Art von Schmerz es sich handelt.

Am Beispiel des Akutschmerzes zeigte Frau Dr. Henneberg wie ein Schmerzimpuls von der Verletzung über die Schaltstelle Synapsen durch die Nervenfasern und das Rückenmark zum Gehirn geleitet wird. Erst im Gehirn entsteht die Schmerzempfindung. Zusätzlich können noch unbewusst zum Schmerz verschiedene Körperreaktionen (z.B. Blutdruck erhöht, Atmung beschleunigt) entstehen. Bei extrem starken Schmerzen kann es bis zur Bewusstlosigkeit kommen.

An dem Beispiel des Weges von Schmerzen zeigte Frau Dr. Henneberg die Eingriffsmöglichkeiten der Schmerztherapie auf.

Zusätzlich wurde verdeutlicht, dass es neben dem Akutschmerz auch wichtig ist, in der Schmerztherapie zu klären, ob es sich bei dem Schmerz um ein nozizeptiver oder ein neuropathischer Schmerz handelt. Denn erst mit dieser Klärung wird deutlich, welche Art von Schmerzbehandlung eine Linderung bringt / bringen kann.

  • Nozizeptiver Schmerz entsteht nach schmerzerzeugenden Reizen durch Aktivierung des gesunden peripheren Nervensystems. Beispiele sind Schmerzen nach Operationen, Knochenbrüchen, Hautverletzungen oder Gelenkerkrankungen.
  • Der viszerale Nozizeptorschmerz ist ein Schmerz dessen Reizung von Schmerzrezeptoren in den inneren Organen von Brust, Bauch oder Becken entsteht. Oftmals werden die Schmerzen dann an die Körperoberfläche übertragen. Die Ursache liegt jedoch im Innern (z.B. bei einer Gastritis im Magen)
  • Neuropathischer Schmerz ist ein Nervenschmerz, der auf Basis von Verletzungen bzw. Schädigungen verschiedener Nervenfasern entsteht. Neuropathischer Schmerz entsteht durch Schädigung des zentralen und peripheren Nervensystems, die zu einer gestörten Schmerzverarbeitung führen. Da die Nervenfasern sehr fein und empfindlich sind, können sie sehr leicht beschädigt werden. Auch Alkoholmissbrauch, dauerhafte Stoffwechselentgleisungen (z.B. Diabetes mellitus), Vieren (z.B. Herpes), anhaltende mechanische Einflüsse (z.B. defekte Bandscheiben, Tumoren), Entzündungen oder Autoimmunerkrankungen (z.B. Guillain-Barré-Syndrom, Multiple Sklerose) können zur Neuropathie führen.

Durch die Beschreibung des Schmerzempfindens kann der Schmerztherapeut erkennen, um welche Art von Schmerz es sich handelt und darauf die Therapie ansetzen. Durchaus kann es auch z.B. bei Verletzungen zu einer Kombination von nozizeptiven und neuropathischem Schmerz kommen und der Schmerztherapeut muss auf beide Schmerzauslöser eingehen. Nur mit einer Kombination aus verschiedenen Medikamententypen kann dann eine Eindämmung des Schmerzes erzielt werden.

In diesem Zusammenhang kam dann auch zur Sprache, dass in der Schmerztherapie oft eine Kombination von verschiedenen Mitteln eingesetzt wird. Dadurch kann jedes Mittel auf seinen Bereich wirken und es kommt insgesamt eine Verbesserung. Dafür kann jedes Mittel oft mit einer geringeren Dosis eingesetzt werden, wie wenn nur ein einziges Mittel zum Tragen kommt.

Da es durch einige Medikamente immer wieder zu Gewichtszunahmen bei den Patienten kommt, war auch das ein Thema, das den Zuhörern sehr am Herzen lag. Frau Dr. Henneberg konnte auch hier die Betroffenen beruhigen. Oftmals gibt es zwischenzeitlich Alternativmedikamente, bei denen es zu keiner Gewichtszunahme kommt. Dies kann der jeweilige Patient mit seinem Schmerztherapeuten im Gespräch klären und die entsprechenden Medikamenteneinstellungen bekommen.

Neben der Schmerzbehandlung durch den Schmerztherapeuten oder im Rahmen einer mutimodialen Schmerztherapie (Kombination aus Schmerztherapie, Psychotherapie, Physiotherapie und Ergotherapie) kann der Schmerzgeplagte auch zusätzlich selbst den Schmerzen entgegenwirken. Z.B. durch:

•    Ressourcen stärken
•    Humor
•    Gelassenheit schulen
•    Entspannungsverfahren
•    Hypnosetherapie
•    Genuss- und Ausdauertraining
•    Bewegung

(Siehe hierzu auch „Schmerzmanager“)

Nach dem allgemeinen Vortrag, der auch immer wieder durch Zwischenfragen ergänzt wurde, kam es am Ende noch zu speziellen Fragen.

Ein weites Thema mit vielen Fragen war die Fibromyalgie und die Polyneuropathie. Beides sind Formen von neuropathischen Schmerzen. Jedoch sind die Ursachen und auch die Behandlung unterschiedlich.

  • Für die Fibromyalgie sind die Ursachen meist ungeklärt. Man vermutet bei der Erkrankung eine Störung im schmerzverarbeitenden System durch Reduktion der schmerzhemmenden Botenstoffen und Senkung der Schmerzschwelle. Auch scheinen eine Dysfunktion der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse, periphere Schmerzgeneratoren und ein proinflammatorisches Zytokinprofil eine Rolle zu spielen. Früher Stress wird als wichtiger Faktor bei der Entstehung vermutet. Anhaltende biologische oder psychosoziale Belastungen können dann zum Fibromyalgie-Syndrom führen.
  • Die Polyneuropathie entsteht häufig in Verbindung mit Diabetes. Dabei ist die Versorgung der Nervenfasern eingeschränkt und diese werden dadurch geschädigt. Insbesondere die dünnen C-Fasern sind sehr empfindlich. Durch hohe Blutzuckerspiegel entstehen spezielle Veränderungen der kleinen Gefäße (Mikroangiopathie) mit Ablagerungen und Wand-Verdickungen. Als Folge dieser Gefäßschäden werden die Nervenfasern nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Die Mangelversorgung führt zu Schäden an zahlreichen peripheren Nerven und dadurch der diabetischen Polyneuropathie.

Nach der genauen Klärung kann der Schmerztherapeut die erforderlichen Behandlungen zur Linderung mit dem Patienten einleiten.

Zum Abschluss konnten wir nur noch Frau Dr. Henneberg für die ausführlichen und einleuchtenden Erläuterungen zum Thema chronischer Schmerz von Entstehung bis zur Behandlung danken. Für viele Anwesenden wurde deutlich, welche Bausteine für die eigene Krankheitsgeschichte eine Linderung bringen können.

Dr. med. Claudia Henneberg nach dem Dank und den Schlussworten von Carmen Maier.